Schlechte Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern: Billig Kleidung boykottieren?

H&M Store

Im Mai 2013 kostete der Brand einer Textilfabrik in Bangladesch über 1200 Menschenleben. Können Boykotts großer Handelsunternehmen etwas an den teilweise menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen ändern?

Fair-Trade-Produkte eine moralische Verpflichtung?

Als 2013 eine Textilfabrik in Bangladesch in Flammen aufging, haben die Medien die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Entwicklungs-und Schwellenländer wieder wachgerufen. Ein Problem, das im Westen in Vergessenheit geraten zu sein schien, stand nun wieder auf der Tagesordnung.

Der Ruf nach einem Boykott von Handelsriesen ging durch Europa. Doch ist ein Boykott das richtige Mittel um ein Umdenken zu bewirken. Hat der Westen eine moralische Verpflichtung zum Handeln?

Video: Arbeitsbedingungen von H&M-Zulieferer M&V in Kambodscha

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Die Branche gedeiht prächtig durch Niedriglöhne

Mit rund 1.200 Unternehmen und 400.000 Beschäftigten gehört die Textil- und Bekleidungsindustrie in Europa zu den stärksten Wirtschaftszweigen. Allein 2011 betrug das deutsche Umsatzvolumen 29 Milliarden Euro. Preise von 4,99 Euro für ein T- Shirt lassen die Wirtschaft der Branche explodieren.

Arbeitsbedingungen in BangladeshIn den asiatischen Ländern werden die niedrigsten Löhne gezahlt. Davon profitieren vor allem die großem Textilmarken und auch der Kunde in Europa. „Geiz ist geil “ lautet der Trend westlichen Verbraucher. Da gegen ist an sich nichts auszusetzen, die Arbeitsbedingungen der ausländischen Textilarbeiter genügend Beachtung finden.

Es stellt sich die Frage, wie der Verbraucher die Zustände beeinflussen kann. Wie schon in der Vergangenheit werden Stimmen laut, die unter Billiglohn – Bedingungen produzierten Waren zu boykottieren.

Ist ein Boykott die Lösung?

In den 90er Jahren hat der US- Kongress versucht eine Handelsschranke für alle Produkte einzuführen, die von Kindern im Alter von unter 14 Jahren gefertigt wurden. Diesbezügliche Untersuchungen hatten jedoch ergeben, dass dadurch rund 50.000 Kinder ihre Arbeit verlieren würden.

Ein Boykott ist somit eher kontraproduktiv. Eine Alternative könnten die schon seit einer Zeit bestehenden Prüfsiegel wie „Fair Trade“ oder der Produzenten-Verbund „Fair Wear“ sein.

Reiseratgeber
Mittels dieser Zertifikate hat der Verein Besucher die Möglichkeit Ware zu erkennen und zu kaufen, die unter fairen Arbeitsbedingungen mit entsprechender Lohnzahlung hergestellt wurden. Experten befürchten allerdings, dass durch die dadurch zwangsläufig höheren Produktionskosten Arbeitsplätze rationalisiert und kleinere Betriebe geschlossen würden.

Der bittere Beigeschmack

Sicherlich stehen die Unternehmen und der Verbraucher in einer gewissen moralischen Verpflichtung. Allerdings zeigt sich, dass jede Maßnahme einen bitteren Beigeschmack hat. Man sitz streng genommen zwischen den Stühlen. Ein Boykott ist als Problemlösung zu einschneidend. Der bessere Weg, die Arbeitsbedingungen im Ausland zu beeinflussen, ist eher in den Prüfsiegeln zu sehen. Zumindest ist damit ein Anfang gemacht.

Hier weiterlesen: Gefälschte Kleidung ist meist gut erkennbar
Bildquelle: ©iStock.com/Jen Grantham, ©iStock.com/MickyWiswedel

 

 


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Laura Seifert

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