Ein neues Schlagwort erobert seit kurzem die Modeszene. Die Rede ist von Normcore, einer Wortmischung aus „normal“ und „hardcore“. Anhänger dieses Trends kleiden sich wie ganz normale Männer, die vorwiegend im Supermarkt einkaufen und wirken, als müssten sie ihre Finanzen im Auge behalten.
Sich wie normale Leute also zu kleiden, das ist nun angesagt. Doch was gilt eigentlich als normal? Stonewashed Jeans, Fleece-Weste und Rollkragenpulli und silberfarbene Sneaker sind wesentliche Bestandteile des Looks, der irgendwie an die Mode der 90er Jahre erinnert. Vorbilder der heutigen Bewegung sind unter anderem der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobbs oder aber der Hauptdarsteller der US-amerikanischen Serie Seinfield.
Geprägt hat den Begriff der Normcore die Trendagentur K-Hole, die darunter auch im wesentliche eine Zuspitzung aus der Hipster-Bewegung sieht. Denn gerade dabei ging es immer um Abgrenzung und Anderssein, obwohl der Look dann im wesentlichen irgendwie in Uniformität endete.
Die heutige Gesellschaft ist mit dem Problem konfrontiert, dass alle irgendwie besonders sein möchten. mit dem neuen Modetrend wird hier eine Gegenbewegung gestartet, denn normal ist plötzlich angesagt. Bequeme Jeans mit weiten Pullis und Beanies, um eine nicht ganz perfekte Frisur zu kaschieren, sind ebenso angesagt wie der Look der Stars, die manchmal gewollt „einfach“ den Fotografen vor die Linse laufen.
Die Schöpfer dieses Begriffes, eine Gruppe junger Leute in den USA, prägen die Aussage, dass der Wunsch nach dem Anderssein nun durch die Normalität des Alltags abgelöst wird, um einfach der Belastung entgehen zu können, ständig anders sein zu müssen als die anderen.
Das bedeutet, man trägt einfach komplett normale Klamotten, die ja nicht auffallen. Eine Orientierungshilfe bieten auch die Looks der amerikanischen Touristen, Jeans, Käppi und Funktionskleidung, wenn es wärmer wird, kommt noch ein No-Name-T-Shirt und Tennissocken sowie festes Schuhwerk dazu. Was normalerweise gar nicht geht, ist jetzt ultimativ angesagt.
Während grundsätzlich Mode immer als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit gesehen wurde und man seine positiven Seiten durch gekonnte Kleidung perfekt in Szene setzte, geht es bei Normcore darum, dass aufgrund des Outfits keinerlei Rückschlüsse auf Alter, Szenezugehörigkeit oder sozialer Status möglich werden. Zusätzlich ist eine Gegenbewegung zum Zeitgeist erkennbar, denn authentisch und immer individuell sein zu wollen, ist auf die Dauer extrem anstrengend.
Damit verspricht der Normcore-Style echte modische Freiheit. Denn Markenbewusstsein und der Hype um Fashionblogs und Stilberatung musste abgelöst werden, nun besteht der persönliche Stil im Normalen, Alltäglichen.
Damit geht die Modebewegung aber auch ein Stück weit ins das Gesellschaftskritische, denn man will sich aus der Masse nicht mehr abheben und nicht mehr zeigen, was und wie viel man hat. Wer einst darauf setzte, sein Image durch teure Markenware gekonnt in Szene zu setzen, ist nun mehr als out. Bollerjeans und Oberteile wie Pullis oder T-Shirts haben bedruckten Shirts und Skinny Jeans den Rang abgelaufen.
Dass Mode immer wieder auch mal Ausdruck der Zugehörigkeit einer gewissen Gesellschaftsschicht ist, gilt als Tradition und wird auch durch die neue Bewegung nicht bestritten. Doch es mag für Promis und Normalos gleichermaßen echt befreiend wirken, einfach mal bequeme Kleidung und entsprechendes Schuhwerk zu tragen, ohne darauf zu achten, wie man am besten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zieht oder modischen Erwartungen gerecht wird.
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Bildquelle: shutterstock.com – conrado
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