In den vergangenen Jahren ist die Textilindustrie immer wieder wegen ihrer Produktionsmethoden, schlechten Arbeitsbedingungen und geringem Umweltschutz in die Kritik geraten. Gleichzeitig ist sie eine der wichtigsten Branchen für Konsumgüter in Deutschland. Dabei achten immer mehr Kunden auch auf die Nachhaltigkeit in der Textilindustrie.
In Deutschland werden jährlich knapp 12 Milliarden Euro in der Textilbranche umgesetzt. Davon fallen rund zwei Drittel auf Bekleidung, ein Drittel machen Anwendungen wie beispielsweise Sitzbezüge und andere Verwendungen aus.
Mehr als 90 % der Produkte stammen aus dem Ausland. Die größten Exporteure sind dabei Länder wie China oder Bangladesch, in denen sehr niedrige Standards für den Schutz von Arbeitern und die Umwelt vorherrschen. Ein weiteres Problem ist der hohe Energieverbrauch, der während der Verarbeitung entsteht.
Dieser wird in vielen Ländern wie China noch immer durch Kohlekraftwerke gedeckt, die zu einem großen Teil für den Ausstoß von Kohlendioxid verantwortlich sind. Der Anteil der Produkte, die gemäß einer langfristigen Nachhaltigkeit in der Textilindustrie hergestellte werden, ist nach wie vor sehr gering.
Ein Grund dafür sind die hohen Kosten, die mitunter ein Vielfaches gegenüber der konventionellen Massenproduktion ausmachen.
Bei der Veredlung von Fasern, dem Färben und der Herstellung von Kunstfasern werden neben großen Mengen Erdöl und viele teilweise extrem giftige Chemikalien eingesetzt. Diese gelangen wegen mangelhafter Kontrollen und niedriger Standards zu einem großen Teil in die Umwelt.
Damit wird nicht selten die Lebensgrundlage für örtliche Kleinunternehmen zerstört. So können Fische wegen ihrer hohen Belastung nicht mehr gegessen werden, in der Landwirtschaft können Flüsse nicht mehr zur Bewässerung verwendet werden.
Über den Export von Nahrungsmitteln gelangen die Schadstoffe auch in Deutschland in den Handel für Lebensmittel. Durch eine konsequente Nachhaltigkeit in der Textilindustrie könnten solche negativen Erscheinungen weitgehend beseitigt oder deren Folgen zumindest minimiert werden.
Obwohl sie direkte Vorteile für beide Seiten – Hersteller wie Verbraucher – bringt, wird die Nachhaltigkeit etwa durch Fair Trade kaum umgesetzt. So wird bislang nur etwa 1 % der Baumwolle weltweit ökologisch angebaut.
Wegen der Größe des Marktes ist die Nachhaltigkeit in der Textilindustrie ein vielversprechender Ansatz, um zahlreichen Problemen des 21. Jahrhunderts zu begegnen. Durch Fair Trade gehandelte Textilien aus ökologischem Anbau, die effizient produziert werden, sinkt der Schadstoffausstoß, die Umweltbelastung und der Energieverbrauch deutlich.
Gleichzeitig werden dadurch die teilweise katastrophalen Bedingungen für Millionen von Arbeitern – darunter oft Frauen und wenig qualifizierte Tagelöhner – auf ein akzeptables Niveau gehoben. Positive Auswirkungen ergeben sich auch für die Gesundheit der Träger. Zu den Giften und Allergenen, mit denen Stoffe behandelt werden, zählen:
Experten schätzen, dass weltweit rund ein Drittel aller Chemikalien für die Herstellung von Kleidung genutzt werden. Viele von ihnen gelten als gesundheitsgefährdend und können über die Haut aufgenommen werden.
Während bei der Lebensmittelerzeugung bereits eine starke Nachfrage nach ökologisch erzeugten und fair gehandelten Produkten besteht, wird der Nachhaltigkeit in der Textilindustrie deutlich weniger Beachtung geschenkt. Dabei bietet gerade sie vielfältige Möglichkeiten, auf globaler Ebene Veränderungen zu bewirken.
Erst seit einigen Jahren dringt dieser Aspekt verstärkt in das öffentliche Bewusstsein. Leider ist dies auch die Folge einiger verhängnisvoller Katastrophen, die die Aufmerksamkeit der Medien auf die teilweise dramatischen Bedingungen und Auswirkungen billiger Textilien gelenkt haben.
Titelbild: ©istock.com – ollinka
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